Sehr seltene Madagaskar-Springratte im Zoo eingezogen
Premiere für eine stark bedrohte Tierart: Der Kölner Zoo hält im
Madagaskahaus erstmals die sehr seltene Madagaskar-Springratte (Hypogeomys
antimena).
Madagaskar-Springratten sind die größten
Nager, die auf der vor Ostafrika gelegenen Insel vorkommen. Ihr Lebensraum sind
Trockenwälder. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 30 bis 34 Zentimeter, die Ohren sind
mit 6 Zentimeter sehr lang. Das Gewicht kann 1,2 Kilogramm betragen. Die Tiere
sind Vegetarier. Sie ernähren sich überwiegend von Früchten, Samen, Blättern,
Wurzeln und Sprösslingen. Sie sind nachtaktiv und bewohnen ein System aus
unterirdischen Höhlen und Gängen. Madagaskar-Springratten leben in einer
obligaten Momogamie. Das bedeutet, dass die Partner ihr Leben lang
zusammenbleiben. Die Weibchen gebären nur ein oder zwei Jungtiere pro Jahr in
der Regenzeit.
Der Aufbau von Haltungen in Zoos ist aufgrund ihrer starken Bedrohung und der
langsamen Fortpflanzung wichtig, um den grundsätzlichen Bestand der Art zu
sichern und Erhaltungszuchten starten zu können. Die Haltung in Zoos ist auch
von Bedeutung, um mehr über die Tiere und ihre Bedürfnisse zu lernen.
Schließlich lässt sich nur schützen, was man kennt. Experten konnten bereits
herausfinden, dass die Madagaskar-Springratte eine wichtige ökologische Rolle
als Beutetiere für Schlangen, Greifvögel und das bekannteste Raubtier, die
Fossa, spielt. Ihr Aussterben bedroht also viele weitere Arten des Ökosystems.
Madagaskar ist einer der weltweiten Hotspots der
Artenvielfalt. 90 Prozent der Wirbeltiere, die auf der Insel leben, sind nur
hier zu finden. Dieser Artenschatz ist massiv bedroht. Grund ist vor allem der
Lebensraumverlust durch Abholzung und Brandrodung für die lokale Landwirtschaft
oder kommerzielle Plantagen. Hinzukommen die immer stärker spürbaren
Auswirkungen des Klimawandels, die die Insel besonders heftig betreffen, sowie
die Bejagung von Tieren durch die bitterarme und oft hungernde madagassische
Bevölkerung.
Auftrag Arche: Der Kölner
Zoo setzt sich nachhaltig für die Bewahrung der madagassischen Artenvielfalt
ein: • In seinem traditionsreichen Madagaskarhaus hält, züchtet und
erforscht der Kölner Zoo viele hochbedrohte Tiere dieser Insel – so zum Beispiel
neben den nun neu eingezogenen Springratten auch verschiedene Lemuren, Tenrek-
oder Geckoarten. Die Springratte wird im Nachttierhaus zu sehen sein, wo sie
sich das Gehege mit zwei Goodman-Mausmakis teilen. • Im Aquarium betreibt
der Kölner Zoo Erhaltungszuchtprogramme für hochbedrohte madagassische
Tierarten, darunter das Grüne Marmorkrötchen oder der Mangarahara-Buntbarsch.
Letzterer zählt zu den seltentesten Fischen der Erde. Den Kölner
Aquariums-Experten gelang erstmals die Nachzucht. Auf dieser Basis konnte
inzwischen Nachwuchs an andere Zoos in Deutschland und Europa abgegeben werden,
um weitere Reservepopulationen aufzubauen. • Der Kölner Zoo ist
Mitglied der „Madagaskar Fauna & Flora Group“. In diesem Zusammenschluss sitzen
Experten renommierter Zoos, Botanischer Gärten, Repräsentanten der
madagassischen Regierung sowie Vertreter von Naturschutzbehörden und
ortsansässigen NGOs, um gemeinsam Schutzkonzepte für die madagassische Flora und
Fauna zu entwickeln und umzusetzen. Mit dem Projektpartner „Tropical
Biodiversity Social Enterprise“ im Süden Madagaskars hat der Kölner Zoo eine
Forschungsstation aufgebaut und unterstützt Ranger-Patrouillen, die den Wald
schützen. Demnächst wird hier auch noch ein Informations- und Trainingszentrum
für die lokale Bevölkerung gebaut.