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Sie sind schwarz-weiß gestreift, ein bisschen frech und eine kleine
Sensation.
Die Libyschen Streifenwiesel (Ictonyx libycus) im Tiergarten der Stadt Nürnberg ziehen bereits das zweite Jahr in Folge erfolgreich Jungtiere groß. 2023 gelang dem Tiergarten die Erstzucht bei der nur selten in Zoos gehaltenen Art. Innerhalb Europas leben sie aktuell nur in einem weiteren Zoo, im Biotropica Val de Reuil in Frankreich. Die beiden Tiere dort stammen aus dem letztjährigen Wurf im Tiergarten Nürnberg.
Der Tiergarten hält Streifenwiesel seit 2019. Ihre Anlagen befinden sich im Giraffenhaus und im Außenbereich des Wüstenhauses. Da die Tiere hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiv sind, kommen sie tagsüber nur selten aus ihrem beheizten Bau.
Die Jungtiere wurden Ende Februar 2024 geboren und lebten in den ersten Wochen gemeinsam mit ihrer Mutter in einer Box im Giraffenhaus. Inzwischen sind die Jungen selbstständig und konnten in separate Boxen umziehen. In den ersten Wochen öffneten die Tierpflegerinnen und Tierpfleger einmal pro Tag die Wurfkiste, um nachzusehen, ob es den Jungen gut geht.
Neue Erkenntnisse zur Zucht
„Die Mutter hat sich fürsorglich und aktiv um ihren Nachwuchs gekümmert. Es war eine starke Bindung erkennbar“, sagt die stellvertretende Revierleiterin und Tierpflegerin Dagmar Fröhlich. Da die Art nur selten in Zoos zu finden ist, ist nur wenig über die Haltung und Zucht bekannt. „Wir haben in den letzten Jahren viele neue Erkenntnisse im Umgang mit diesen noch relativ unbekannten Tieren sammeln können. Zum Beispiel haben wir ihnen viele Höhlen als Rückzugsmöglichkeit angeboten, Männchen und Weibchen kurz nach der Geburt getrennt und die Jungtiere herausgenommen, sobald die Paarungszeit wieder beginnt.“
Das Besondere in diesem Jahr: Die Tierpflegerinnen und Tierpfleger haben die Entwicklung der Jungtiere genau dokumentiert und mit Fotos festgehalten. „Unsere Zuchterfolge zeigen, dass sich die Tiere sicher fühlen. Diese Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Tierpflege sind sehr hilfreich für die weitere Haltung der Art, sollte diese einmal als bedroht eingestuft werden, und für den Umgang mit ähnlichen Arten“, sagt Fröhlich.
An Hitze und Trockenheit angepasst
Die kleinen Raubtiere gehören zu den Mardern und sind in Trockengebieten rings um die Sahara weit verbreitet. Streifenwiesel bewohnen sehr heiße Gebiete. Um sich vor der Hitze zu schützen, verbringen sie den Tag in selbstgegrabenen Bauten oder Felshöhlen. Erst in der kühleren Nacht gehen sie auf Jagd. Zur Nahrung der Streifenwiesel gehören neben kleinen Wirbeltieren auch Eier, besonders von bodenbrütenden Vogelarten.
Durch ihre schwarz-weiße Zeichnung ähneln Streifenwiesel auf den ersten Blick den Stinktieren, mit denen sie jedoch nicht näher verwandt sind. Eines haben sie mit ihnen aber trotzdem gemeinsam: Beide besitzen speziell ausgeprägte Analdrüsen, aus denen sie bei Gefahr ein übelriechendes Sekret spritzen können.
Die Libyschen Streifenwiesel (Ictonyx libycus) im Tiergarten der Stadt Nürnberg ziehen bereits das zweite Jahr in Folge erfolgreich Jungtiere groß. 2023 gelang dem Tiergarten die Erstzucht bei der nur selten in Zoos gehaltenen Art. Innerhalb Europas leben sie aktuell nur in einem weiteren Zoo, im Biotropica Val de Reuil in Frankreich. Die beiden Tiere dort stammen aus dem letztjährigen Wurf im Tiergarten Nürnberg.
Der Tiergarten hält Streifenwiesel seit 2019. Ihre Anlagen befinden sich im Giraffenhaus und im Außenbereich des Wüstenhauses. Da die Tiere hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiv sind, kommen sie tagsüber nur selten aus ihrem beheizten Bau.
Die Jungtiere wurden Ende Februar 2024 geboren und lebten in den ersten Wochen gemeinsam mit ihrer Mutter in einer Box im Giraffenhaus. Inzwischen sind die Jungen selbstständig und konnten in separate Boxen umziehen. In den ersten Wochen öffneten die Tierpflegerinnen und Tierpfleger einmal pro Tag die Wurfkiste, um nachzusehen, ob es den Jungen gut geht.
Neue Erkenntnisse zur Zucht
„Die Mutter hat sich fürsorglich und aktiv um ihren Nachwuchs gekümmert. Es war eine starke Bindung erkennbar“, sagt die stellvertretende Revierleiterin und Tierpflegerin Dagmar Fröhlich. Da die Art nur selten in Zoos zu finden ist, ist nur wenig über die Haltung und Zucht bekannt. „Wir haben in den letzten Jahren viele neue Erkenntnisse im Umgang mit diesen noch relativ unbekannten Tieren sammeln können. Zum Beispiel haben wir ihnen viele Höhlen als Rückzugsmöglichkeit angeboten, Männchen und Weibchen kurz nach der Geburt getrennt und die Jungtiere herausgenommen, sobald die Paarungszeit wieder beginnt.“
Das Besondere in diesem Jahr: Die Tierpflegerinnen und Tierpfleger haben die Entwicklung der Jungtiere genau dokumentiert und mit Fotos festgehalten. „Unsere Zuchterfolge zeigen, dass sich die Tiere sicher fühlen. Diese Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Tierpflege sind sehr hilfreich für die weitere Haltung der Art, sollte diese einmal als bedroht eingestuft werden, und für den Umgang mit ähnlichen Arten“, sagt Fröhlich.
An Hitze und Trockenheit angepasst
Die kleinen Raubtiere gehören zu den Mardern und sind in Trockengebieten rings um die Sahara weit verbreitet. Streifenwiesel bewohnen sehr heiße Gebiete. Um sich vor der Hitze zu schützen, verbringen sie den Tag in selbstgegrabenen Bauten oder Felshöhlen. Erst in der kühleren Nacht gehen sie auf Jagd. Zur Nahrung der Streifenwiesel gehören neben kleinen Wirbeltieren auch Eier, besonders von bodenbrütenden Vogelarten.
Durch ihre schwarz-weiße Zeichnung ähneln Streifenwiesel auf den ersten Blick den Stinktieren, mit denen sie jedoch nicht näher verwandt sind. Eines haben sie mit ihnen aber trotzdem gemeinsam: Beide besitzen speziell ausgeprägte Analdrüsen, aus denen sie bei Gefahr ein übelriechendes Sekret spritzen können.
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Grevyzebra im Tiergarten Nürnberg geboren.
Feine Streifen, plüschige Ohren: Im Tiergarten der Stadt Nürnberg ist seit Kurzem ein junges Grevyzebra (Equus grevyi) zu sehen. Der Hengst wurde Mitte Januar 2024 geboren. Er hat sich sehr gut entwickelt und sich schnell in seine Gruppe integriert.
Mit dem Fohlen leben aktuell vier Grevyzebras im Tiergarten, darunter auch die Stute Wamba: Sie ist 2019 im Tiergarten geboren und war der letzte Nachwuchs bei den Nürnberger Grevyzebras.
Grevyzebras gelten laut Weltnaturschutzunion IUCN als „stark gefährdet“. Da die Bestände in der Natur weiter abnehmen, wird der Aufbau von stabilen Reservepopulationen in Zoos immer wichtiger für den Erhalt der Art. Die Haltung und Zucht der Tierart wird deshalb innerhalb des europäischen Zooverbandes EAZA in einem Erhaltungszuchtprogramm EEP (EAZA Exsitu-Programme) koordiniert. Auch der Tiergarten ist Teil dieses EEPs.
Das Fohlen ist der erste Nachwuchs von Stute Linda und Hengst George, der im Juni 2022 aus dem französischen „Le Pal Parc Animalier“ in den Tiergarten kam. „Die Mutter hat das Fohlen von Beginn an gesäugt und kümmert sich fürsorglich“, sagt Tierarzt und Kurator Dr. Hermann Will.
Und er fügte hinzu: „Wenige Tage nach der Geburt haben wir das Fohlen dann erstmals untersucht und die sogenannte Jungtierprophylaxe durchgeführt. Dabei versorgen wir das Tier unter anderem mit Vitaminen und Spurenelementen, um das Immunsystem zu stärken. Das Fohlen hat sich seitdem sehr gut entwickelt.“
Auch die Zusammenführung mit Vater George und der zweiten Stute Wamba hat reibungslos funktioniert. „In der Natur ist es üblich, dass sich die Stuten nur zur Geburt zurückziehen und sich schon kurz danach mit dem Fohlen wieder der Gruppe anschließen. Das halten wir auch im Tiergarten so“, erklärt Revierleiter und Tierpfleger Oliver Pürkel.
Und er betont: „Es ist schön zu sehen, wie sich die beiden Stuten um das Fohlen kümmern und es abschirmen, wenn der Hengst zu nahe kommt. Das Fohlen lernt aber inzwischen auch immer mehr, sich zu verteidigen.“
Der junge Hengst kann voraussichtlich ein Jahr in der Gruppe bleiben, ehe er zur Konkurrenz für Vater George wird. Wie es mit der Gruppe dann weitergeht, wird im Rahmen des EEP entschieden.
Der Tiergarten hält bereits seit 1972 Grevyzebras. Seit der ersten Nachzucht 1980 sind in Nürnberg mehr als 20 Fohlen herangewachsen. Grevyzebras zeichnen sich durch ihren weißen Bauch, das enge Streifenmuster und die großen Plüschohren aus. Sie gelten als die größte Zebra-Art. Die Tragzeit beträgt etwa 13 Monate. Durch Wilderei und Lebensraumverlust stark gefährdet Grevyzebras leben in der Natur in den Trockengebieten Ostafrikas von Äthiopien bis Kenia.
Durch die zunehmende Zerstörung des Lebensraumes und die Wilderei ging ihr Bestand innerhalb von 25 Jahren stark zurück: von über 20 000 Tieren auf weniger als 2 000. Durch die wachsende Bevölkerung und die damit einhergehende Tierhaltung konkurrieren die Zebras immer stärker mit Nutztieren um Wasser und Weideland. Jüngst litten die Bestände durch massive Dürren und Nahrungsmangel. In Anbetracht der kritischen Situation in der Natur hat die Haltung und Zucht in Zoologischen Einrichtungen enorm an Bedeutung gewonnen.
Feine Streifen, plüschige Ohren: Im Tiergarten der Stadt Nürnberg ist seit Kurzem ein junges Grevyzebra (Equus grevyi) zu sehen. Der Hengst wurde Mitte Januar 2024 geboren. Er hat sich sehr gut entwickelt und sich schnell in seine Gruppe integriert.
Mit dem Fohlen leben aktuell vier Grevyzebras im Tiergarten, darunter auch die Stute Wamba: Sie ist 2019 im Tiergarten geboren und war der letzte Nachwuchs bei den Nürnberger Grevyzebras.
Grevyzebras gelten laut Weltnaturschutzunion IUCN als „stark gefährdet“. Da die Bestände in der Natur weiter abnehmen, wird der Aufbau von stabilen Reservepopulationen in Zoos immer wichtiger für den Erhalt der Art. Die Haltung und Zucht der Tierart wird deshalb innerhalb des europäischen Zooverbandes EAZA in einem Erhaltungszuchtprogramm EEP (EAZA Exsitu-Programme) koordiniert. Auch der Tiergarten ist Teil dieses EEPs.
Das Fohlen ist der erste Nachwuchs von Stute Linda und Hengst George, der im Juni 2022 aus dem französischen „Le Pal Parc Animalier“ in den Tiergarten kam. „Die Mutter hat das Fohlen von Beginn an gesäugt und kümmert sich fürsorglich“, sagt Tierarzt und Kurator Dr. Hermann Will.
Und er fügte hinzu: „Wenige Tage nach der Geburt haben wir das Fohlen dann erstmals untersucht und die sogenannte Jungtierprophylaxe durchgeführt. Dabei versorgen wir das Tier unter anderem mit Vitaminen und Spurenelementen, um das Immunsystem zu stärken. Das Fohlen hat sich seitdem sehr gut entwickelt.“
Auch die Zusammenführung mit Vater George und der zweiten Stute Wamba hat reibungslos funktioniert. „In der Natur ist es üblich, dass sich die Stuten nur zur Geburt zurückziehen und sich schon kurz danach mit dem Fohlen wieder der Gruppe anschließen. Das halten wir auch im Tiergarten so“, erklärt Revierleiter und Tierpfleger Oliver Pürkel.
Und er betont: „Es ist schön zu sehen, wie sich die beiden Stuten um das Fohlen kümmern und es abschirmen, wenn der Hengst zu nahe kommt. Das Fohlen lernt aber inzwischen auch immer mehr, sich zu verteidigen.“
Der junge Hengst kann voraussichtlich ein Jahr in der Gruppe bleiben, ehe er zur Konkurrenz für Vater George wird. Wie es mit der Gruppe dann weitergeht, wird im Rahmen des EEP entschieden.
Der Tiergarten hält bereits seit 1972 Grevyzebras. Seit der ersten Nachzucht 1980 sind in Nürnberg mehr als 20 Fohlen herangewachsen. Grevyzebras zeichnen sich durch ihren weißen Bauch, das enge Streifenmuster und die großen Plüschohren aus. Sie gelten als die größte Zebra-Art. Die Tragzeit beträgt etwa 13 Monate. Durch Wilderei und Lebensraumverlust stark gefährdet Grevyzebras leben in der Natur in den Trockengebieten Ostafrikas von Äthiopien bis Kenia.
Durch die zunehmende Zerstörung des Lebensraumes und die Wilderei ging ihr Bestand innerhalb von 25 Jahren stark zurück: von über 20 000 Tieren auf weniger als 2 000. Durch die wachsende Bevölkerung und die damit einhergehende Tierhaltung konkurrieren die Zebras immer stärker mit Nutztieren um Wasser und Weideland. Jüngst litten die Bestände durch massive Dürren und Nahrungsmangel. In Anbetracht der kritischen Situation in der Natur hat die Haltung und Zucht in Zoologischen Einrichtungen enorm an Bedeutung gewonnen.
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Tiergarten im Umweltausschuss: Populationsmanagement bei Pavianen.
Der Tiergarten der Stadt Nürnberg managt seinen Tierbestand hauptsächlich in Absprache mit dem Europäischen Zooverband EAZA. Trotz des intensiven Austausches gibt es nicht für jedes Tier einen Platz.
Eine Option besteht dann darin, einzelne Tiere zu töten und sie beispielsweise an die eigenen Raubtiere zu füttern. Dass das im Fall von Huftieren wie Hirschen, Ziegen, Schafen und Rindern, bei Vögeln und Nagetieren vernünftig ist, wird weitgehend anerkannt. Dafür, dass es auch bei anderen Arten wie zum Beispiel den Guinea-Pavianen vernünftig sein kann, möchte der Tiergarten im Februar 2024 im Umweltausschuss der Stadt um Verständnis werben.
Zoos sind gesetzlich verpflichtet, Arten zu schützen und zum Erhalt der Biodiversität beizutragen. Sie sind ein Baustein im gemeinsamen Bemühen, vielfältige Ökosysteme auf unserem Planeten zu bewahren oder wiederherzustellen. Zu ihren Aufgaben gehört es, stabile und gesunde Bestände verschiedener Arten zu erhalten. Das bedeutet unter anderem, dass die in Zoos gehaltenen Populationen so zusammengesetzt sein müssen, dass sie sich dauerhaft fortpflanzen können.
Seit den achtziger Jahren haben sich die EAZA-Zoos in über 450 Europäischen Erhaltungszucht-Programmen (EEP, heute EAZA Ex situ Programmes) vernetzt, die Zahl der EEPs wächst ständig. Die Zucht der EEP-Arten wird auf Basis wissenschaftlicher Kriterien von einem Koordinator zentral geleitet. Das Ziel besteht darin, genetisch möglichst vielfältige Bestände zu erhalten.
Zu diesem Zweck tauschen die teilnehmenden Einrichtungen Tiere auf Empfehlung des Koordinators, sie züchten Jungtiere oder pausieren die Zucht. Wurfgrößen und Geschlechterverhältnisse der Jungtiere lassen sich nicht zuverlässig vorhersagen – dass Jungtiere geboren werden, die nicht für die Zucht eingesetzt werden können, lässt sich nicht vermeiden.
Doch je schneller Arten in der Wildbahn aussterben, desto wichtiger werden Populationen in Zuchtprogrammen für den Natur- und Artenschutz. Immer mehr Tierarten werden zu Verantwortungsarten der Zoos, weil sie in ihren Habitaten nicht mehr hinreichend geschützt werden können. In der Natur sind sie bedroht – bei manchen, wie zum Beispiel dem Somali-Wildesel (Equus africanus somaliensis) oder der Mendes-Antilope (Addax nasomaculatus), leben aktuell in menschlicher Obhut so zur letzten Zuflucht.
Bei den im Nürnberger Tiergarten gehaltenen Guinea-Pavianen (Papio papio) beobachtet die Weltnaturschutzunion IUCN seit Jahrzehnten einen Rückgang der Bestände in der Natur. Sie leben in einem Gebiet, das sich über den Senegal, Guinea-Bissau, Guinea, Sierra Leone und Mali erstreckt. Ihre Lebensräume geraten zunehmend unter Druck: so zum Beispiel auch der senegalesische Niokolo-Koba Nationalpark, der seit 2007 auf der Liste des gefährdeten UNESCO-Welterbes steht.
Da eine Verbesserung der Lage in den natürlichen Lebensräumen der Tiere nach Einschätzung von Naturschützern nicht in Sicht ist und sie mit einem weiteren Rückgang des Bestandes rechnen, sollen EAZA-Zoos mittelfristig weitere Haltungsmöglichkeiten für Guinea-Paviane schaffen.
Aktuell leben insgesamt 278 Tiere in nur zehn EAZA-Zoos, darunter 45 Tiere in Nürnberg. Der Tiergarten will die Haltung in Zusammenarbeit mit der EAZA fortführen, um einen Beitrag zum Erhalt der Art zu leisten. Er sieht sich auch bei den Guinea-Pavianen in der Verantwortung, eine sozial funktionierende, gesunde, vielfältige und fortpflanzungsfähige Gruppe zu halten. Dass die Tiere sich fortpflanzen können, ist nicht nur aus genetischen und gesundheitlichen Gründen wichtig: Partnerwahl, Paarung, Geburten und Aufzuchten spielen eine entscheidende Rolle für das Sozialleben der Tiere – mit den damit verbundenen stetigen Veränderungen, Bereicherungen und auch normalen Konflikten. Der Tiergarten möchte seinen Guinea-Pavianen all diese Aspekte ermöglichen.
Da der Platz jedoch begrenzt ist, ergibt sich daraus, dass nicht jedes Tier in der Gruppe bleiben kann. Eine Erweiterung der Haltungskapazitäten würde das Problem nur für kurze Zeit lösen. Versuche, die Gruppenstruktur und -größe durch die zeitweise Verhütung einzelner Weibchen stabil zu halten und gleichzeitig die Gruppenwachstumsrate zu reduzieren, haben nicht den gewünschten Effekt gebracht. Denn die Weibchen blieben dauerhaft unfruchtbar.
Auch ist es in den letzten Jahren nicht gelungen, eine größere Zahl Guinea-Paviane an andere Halter abzugeben. Für den Tiergarten kommen dafür nur Einrichtungen in Frage, in denen die Tiere eingebunden in eine soziale Gruppe leben können. Von den mehr als 1.300 Institutionen weltweit, die Zugang zur Zootierdatenbank ZIMS/Species 360 haben, haben seit 2011 zwei Zoos 16 Tiere in ihren Bestand übernommen. Einen Interessenten hat die Tierschutzkommission des Tiergartens Nürnbergs aufgrund unzureichender Haltungsvoraussetzungen abgelehnt.
Auch internationale Tiervermittler, die Kontakte in nicht mit ZIMS vernetzte Regionen haben, konnten seit 2020 keinen geeigneten Halter finden. Die einzige große Tierschutzeinrichtung, die Primaten aufnimmt, bis sie an einen anderen Halter vermittelt werden können, kämpft zurzeit mit einer „Warteliste“ von 200 konfiszierten Tieren.
Eine Auswilderung kommt momentan nicht in Betracht, da es in den Herkunftsgebieten keine geeigneten Areale gibt, auf denen man Paviane ansiedeln könnte und in denen sie sicher leben könnten.
Die Tiergartenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter haben sich in den vergangenen Jahren intensiv damit auseinandergesetzt, wie sie alle Ansprüche an die Haltung von Guinea-Pavianen weiterhin erfüllen können. Eine Tierschutzkommission, der die Tiergartenleitung, die Amtsveterinärin sowie die Tiermedizin, die Kuratorin und Tierpflegende des Tiergartens angehören, hat mit großer Sorgfalt, Sachverstand und Respekt gegenüber den Tieren sowie Kolleginnen und Kollegen sämtliche Optionen geprüft.
Nach zahlreichen Beratungen auch mit externen Experten ist die Tierschutzkommission zu dem Schluss gekommen, dass auch bei Guinea-Pavianen die Tötung eine vernünftige Lösung sein kann. „Im Artenschutz befinden wir uns in einem menschengemachten Dilemma, das uns allen Entscheidungen abverlangt, die sich nicht gut anfühlen“, sagt Tiergartendirekor Dr. Dag Encke. „Wir sind dennoch in der Verantwortung. Es ist ein Gebot der Vernunft, dass wir sie annehmen.“ Welche Hintergründe dieser Einschätzung zu Grunde liegen, wird er den Mitgliedern des Umweltausschusses des Nürnberger Stadtrats am Mittwoch, den 21. Februar 2024 erläutern.
Der Tiergarten der Stadt Nürnberg managt seinen Tierbestand hauptsächlich in Absprache mit dem Europäischen Zooverband EAZA. Trotz des intensiven Austausches gibt es nicht für jedes Tier einen Platz.
Eine Option besteht dann darin, einzelne Tiere zu töten und sie beispielsweise an die eigenen Raubtiere zu füttern. Dass das im Fall von Huftieren wie Hirschen, Ziegen, Schafen und Rindern, bei Vögeln und Nagetieren vernünftig ist, wird weitgehend anerkannt. Dafür, dass es auch bei anderen Arten wie zum Beispiel den Guinea-Pavianen vernünftig sein kann, möchte der Tiergarten im Februar 2024 im Umweltausschuss der Stadt um Verständnis werben.
Zoos sind gesetzlich verpflichtet, Arten zu schützen und zum Erhalt der Biodiversität beizutragen. Sie sind ein Baustein im gemeinsamen Bemühen, vielfältige Ökosysteme auf unserem Planeten zu bewahren oder wiederherzustellen. Zu ihren Aufgaben gehört es, stabile und gesunde Bestände verschiedener Arten zu erhalten. Das bedeutet unter anderem, dass die in Zoos gehaltenen Populationen so zusammengesetzt sein müssen, dass sie sich dauerhaft fortpflanzen können.
Seit den achtziger Jahren haben sich die EAZA-Zoos in über 450 Europäischen Erhaltungszucht-Programmen (EEP, heute EAZA Ex situ Programmes) vernetzt, die Zahl der EEPs wächst ständig. Die Zucht der EEP-Arten wird auf Basis wissenschaftlicher Kriterien von einem Koordinator zentral geleitet. Das Ziel besteht darin, genetisch möglichst vielfältige Bestände zu erhalten.
Zu diesem Zweck tauschen die teilnehmenden Einrichtungen Tiere auf Empfehlung des Koordinators, sie züchten Jungtiere oder pausieren die Zucht. Wurfgrößen und Geschlechterverhältnisse der Jungtiere lassen sich nicht zuverlässig vorhersagen – dass Jungtiere geboren werden, die nicht für die Zucht eingesetzt werden können, lässt sich nicht vermeiden.
Doch je schneller Arten in der Wildbahn aussterben, desto wichtiger werden Populationen in Zuchtprogrammen für den Natur- und Artenschutz. Immer mehr Tierarten werden zu Verantwortungsarten der Zoos, weil sie in ihren Habitaten nicht mehr hinreichend geschützt werden können. In der Natur sind sie bedroht – bei manchen, wie zum Beispiel dem Somali-Wildesel (Equus africanus somaliensis) oder der Mendes-Antilope (Addax nasomaculatus), leben aktuell in menschlicher Obhut so zur letzten Zuflucht.
Bei den im Nürnberger Tiergarten gehaltenen Guinea-Pavianen (Papio papio) beobachtet die Weltnaturschutzunion IUCN seit Jahrzehnten einen Rückgang der Bestände in der Natur. Sie leben in einem Gebiet, das sich über den Senegal, Guinea-Bissau, Guinea, Sierra Leone und Mali erstreckt. Ihre Lebensräume geraten zunehmend unter Druck: so zum Beispiel auch der senegalesische Niokolo-Koba Nationalpark, der seit 2007 auf der Liste des gefährdeten UNESCO-Welterbes steht.
Da eine Verbesserung der Lage in den natürlichen Lebensräumen der Tiere nach Einschätzung von Naturschützern nicht in Sicht ist und sie mit einem weiteren Rückgang des Bestandes rechnen, sollen EAZA-Zoos mittelfristig weitere Haltungsmöglichkeiten für Guinea-Paviane schaffen.
Aktuell leben insgesamt 278 Tiere in nur zehn EAZA-Zoos, darunter 45 Tiere in Nürnberg. Der Tiergarten will die Haltung in Zusammenarbeit mit der EAZA fortführen, um einen Beitrag zum Erhalt der Art zu leisten. Er sieht sich auch bei den Guinea-Pavianen in der Verantwortung, eine sozial funktionierende, gesunde, vielfältige und fortpflanzungsfähige Gruppe zu halten. Dass die Tiere sich fortpflanzen können, ist nicht nur aus genetischen und gesundheitlichen Gründen wichtig: Partnerwahl, Paarung, Geburten und Aufzuchten spielen eine entscheidende Rolle für das Sozialleben der Tiere – mit den damit verbundenen stetigen Veränderungen, Bereicherungen und auch normalen Konflikten. Der Tiergarten möchte seinen Guinea-Pavianen all diese Aspekte ermöglichen.
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Auch ist es in den letzten Jahren nicht gelungen, eine größere Zahl Guinea-Paviane an andere Halter abzugeben. Für den Tiergarten kommen dafür nur Einrichtungen in Frage, in denen die Tiere eingebunden in eine soziale Gruppe leben können. Von den mehr als 1.300 Institutionen weltweit, die Zugang zur Zootierdatenbank ZIMS/Species 360 haben, haben seit 2011 zwei Zoos 16 Tiere in ihren Bestand übernommen. Einen Interessenten hat die Tierschutzkommission des Tiergartens Nürnbergs aufgrund unzureichender Haltungsvoraussetzungen abgelehnt.
Auch internationale Tiervermittler, die Kontakte in nicht mit ZIMS vernetzte Regionen haben, konnten seit 2020 keinen geeigneten Halter finden. Die einzige große Tierschutzeinrichtung, die Primaten aufnimmt, bis sie an einen anderen Halter vermittelt werden können, kämpft zurzeit mit einer „Warteliste“ von 200 konfiszierten Tieren.
Eine Auswilderung kommt momentan nicht in Betracht, da es in den Herkunftsgebieten keine geeigneten Areale gibt, auf denen man Paviane ansiedeln könnte und in denen sie sicher leben könnten.
Die Tiergartenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter haben sich in den vergangenen Jahren intensiv damit auseinandergesetzt, wie sie alle Ansprüche an die Haltung von Guinea-Pavianen weiterhin erfüllen können. Eine Tierschutzkommission, der die Tiergartenleitung, die Amtsveterinärin sowie die Tiermedizin, die Kuratorin und Tierpflegende des Tiergartens angehören, hat mit großer Sorgfalt, Sachverstand und Respekt gegenüber den Tieren sowie Kolleginnen und Kollegen sämtliche Optionen geprüft.
Nach zahlreichen Beratungen auch mit externen Experten ist die Tierschutzkommission zu dem Schluss gekommen, dass auch bei Guinea-Pavianen die Tötung eine vernünftige Lösung sein kann. „Im Artenschutz befinden wir uns in einem menschengemachten Dilemma, das uns allen Entscheidungen abverlangt, die sich nicht gut anfühlen“, sagt Tiergartendirekor Dr. Dag Encke. „Wir sind dennoch in der Verantwortung. Es ist ein Gebot der Vernunft, dass wir sie annehmen.“ Welche Hintergründe dieser Einschätzung zu Grunde liegen, wird er den Mitgliedern des Umweltausschusses des Nürnberger Stadtrats am Mittwoch, den 21. Februar 2024 erläutern.
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Viele Tierarten wissen sich bei Krankheiten und Parasitenbefall zu
helfen.
Einige Vogelarten und auch Kapuzineraffen beispielsweise befreien sich von Parasiten, Pilzen und Bakterien, indem sie sich mit Ameisen einreiben und deren Säure nutzen. Hunde und Wölfe fressen Gras, vermutlich um den Darm von Parasiten zu befreien. Auch Fledermäuse sind Wirtstiere für zahlreiche Viren und Bakterien und kommen erstaunlich gut damit zurecht.
Wie machen sie das und welche Mittel oder Pflanzenstoffe helfen ihnen dabei? Das versucht der Forschungskurator des Tiergartens der Stadt Nürnberg, Dr. Ralph Simon, nun bei einem internationalen Projekt gemeinsam mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern herauszufinden. Die auf drei Jahre angelegte Forschungsarbeit wird vom renommierten Human Frontiers Science Program mit insgesamt 1,2 Millionen Dollar gefördert.
Ebenso beteiligt sind die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen/Nürnberg (FAU, Lehrstuhl für Maschinelles Lernen und Datenanalytik, Professor Dr. Björn Eskofier), die Universität von Oklahoma/USA und das Smithsonian Institut für Tropenforschung (Smithsonian Tropical Research Institute) in Panama. Über das Programm „Wissenschaftler für Wissenschaftler“ (Scientists for Scientists) konnten Dr. Ralph Simon und seine Kollegen eine zusätzliche Förderung einwerben – dank dieses Budgets ist es möglich geworden, auch vier ukrainische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende aus Nürnbergs Partnerstadt Charkiw an dem Projekt zu beteiligen.
Schon gut ein Jahr vor der Förderzusage begannen der Biologe und Fledermausexperte Dr. Ralph Simon und der Computer-Ingenieur Julian Deyerler vom Lehrstuhl für Maschinelles Lernen und Datenanalytik der FAU, einen Flügelscanner für Fledermäuse zu entwickeln. Zweck des Geräts ist es, einzelne Tiere anhand individueller Flügelmerkmale wiederzuerkennen. Getestet haben sie den Scanner an Blumenfledermäusen im Manatihaus des Tiergartens.
Dafür entwickelten sie einen Scanner, der die Fledermäuse im Schwirrflug an der Blüte mit Hochgeschwindigkeit aufzeichnet, sodass es möglich wird, die individuellen Flügelstrukturen zu erkennen.
„Anfangs hatten wir Bedenken, dass unser Ansatz auf Basis von künstlicher Intelligenz nicht funktioniert, weil die Flügelstrukturen auf den Standbildern nicht immer klar zu erkennen waren, aber als unser Algorithmus dann Wiedererkennungsquoten von über 90 Prozent erreichte, wussten wir, dass unser Ansatz der richtige war“, sagt Deyerler.
Dass sie einzelne Fledermäuse gezielt wiederfinden und erkennen können, ist für die Forscherinnen und Forscher im weiteren Projektverlauf entscheidend: Denn sie wollen unter anderem herausfinden, ob Tiere, die bestimmte Pflanzen oder Insekten fressen, weniger Parasiten haben als andere. Dabei konzentrieren sie sich auf fruchtfressende Blattnasenfledermäuse, die aus der gleichen Familie stammen wie die Fledermäuse im Manatihaus.
Im nächsten Schritt geht es im Februar 2024 dafür für Dr. Ralph Simon, Julian Deyerler, einige Krankheitsökologen von der Universität Oklahoma und die ukrainischen Studentinnen und Studenten sowie Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Ukrainischen Fledermaus Rehabilitationszentrums (Ukranian Bat Rehabilitation Center) für vier Wochen nach Panama. Auf Barro Colorado Island, einer Insel im Gatúnsee, der Teil des Panama-Kanals ist, werden sie zunächst gemeinsam mit ihrer Kollegin Dr. Rachel Page vom Smithsonian Institut eine Bestandsaufnahme machen: In welchem Zustand befinden sich die dort lebenden fruchtfressenden Blattnasenfledermäuse?
Um das herauszufinden, werden sie einzelne Tiere fangen, Blut- und Fellproben nehmen und sie anschließend wieder frei lassen. Kotproben sollen Aufschluss darüber geben, was die Tiere gefressen haben. Barro Colorado Island eignet sich für diese Feldforschung besonders, weil der Regenwald dort sehr gut kartiert und erforscht ist. Auch hat das Smithsonian Institut für Tropenforschung dort eine Forschungsstation.
Nach dieser ersten Bestandsaufnahme wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den kommenden Jahren mehrmals den Immunstatus der Tiere bestimmen und unabhängig davon auch sehen, welche Früchte und Pflanzenteile die Fledermäuse wählen. Eines ihrer Ziele: herausfinden, ob dies Pflanzen sind, die sekundäre Pflanzenstoffe enthalten und die beispielsweise eine antibakterielle Wirkung haben. Sekundäre Pflanzenstoffe sind Bestandteile einer Pflanze, die sie nicht unbedingt zum Überleben braucht – wie zum Beispiel Koffein im Kaffeestrauch.
Aber die Neugierde der Wissenschaftler geht noch viel weiter. „Wir möchten erforschen, wie die Tiere die Informationen über bestimme Früchte weitergeben“, sagt Dr. Ralph Simon. „Ist das Wissen angeboren, kommunizieren sie darüber oder lernen sie es, indem sie erfahrene Artgenossen beobachten?“ Als Fledermausexperte und -fan sieht er das Projekt als Riesenchance. „Wir können hier nicht nur Erkenntnisse erlangen, die vielleicht für die Medizin relevant sind, sondern wir können auch viel mehr über Ökologie der Blattnasenfledermäuse herausfinden und somit deren oft noch völlig unbekannte Lebensweise besser verstehen lernen.“
Einige Vogelarten und auch Kapuzineraffen beispielsweise befreien sich von Parasiten, Pilzen und Bakterien, indem sie sich mit Ameisen einreiben und deren Säure nutzen. Hunde und Wölfe fressen Gras, vermutlich um den Darm von Parasiten zu befreien. Auch Fledermäuse sind Wirtstiere für zahlreiche Viren und Bakterien und kommen erstaunlich gut damit zurecht.
Wie machen sie das und welche Mittel oder Pflanzenstoffe helfen ihnen dabei? Das versucht der Forschungskurator des Tiergartens der Stadt Nürnberg, Dr. Ralph Simon, nun bei einem internationalen Projekt gemeinsam mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern herauszufinden. Die auf drei Jahre angelegte Forschungsarbeit wird vom renommierten Human Frontiers Science Program mit insgesamt 1,2 Millionen Dollar gefördert.
Ebenso beteiligt sind die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen/Nürnberg (FAU, Lehrstuhl für Maschinelles Lernen und Datenanalytik, Professor Dr. Björn Eskofier), die Universität von Oklahoma/USA und das Smithsonian Institut für Tropenforschung (Smithsonian Tropical Research Institute) in Panama. Über das Programm „Wissenschaftler für Wissenschaftler“ (Scientists for Scientists) konnten Dr. Ralph Simon und seine Kollegen eine zusätzliche Förderung einwerben – dank dieses Budgets ist es möglich geworden, auch vier ukrainische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende aus Nürnbergs Partnerstadt Charkiw an dem Projekt zu beteiligen.
Schon gut ein Jahr vor der Förderzusage begannen der Biologe und Fledermausexperte Dr. Ralph Simon und der Computer-Ingenieur Julian Deyerler vom Lehrstuhl für Maschinelles Lernen und Datenanalytik der FAU, einen Flügelscanner für Fledermäuse zu entwickeln. Zweck des Geräts ist es, einzelne Tiere anhand individueller Flügelmerkmale wiederzuerkennen. Getestet haben sie den Scanner an Blumenfledermäusen im Manatihaus des Tiergartens.
Dafür entwickelten sie einen Scanner, der die Fledermäuse im Schwirrflug an der Blüte mit Hochgeschwindigkeit aufzeichnet, sodass es möglich wird, die individuellen Flügelstrukturen zu erkennen.
„Anfangs hatten wir Bedenken, dass unser Ansatz auf Basis von künstlicher Intelligenz nicht funktioniert, weil die Flügelstrukturen auf den Standbildern nicht immer klar zu erkennen waren, aber als unser Algorithmus dann Wiedererkennungsquoten von über 90 Prozent erreichte, wussten wir, dass unser Ansatz der richtige war“, sagt Deyerler.
Dass sie einzelne Fledermäuse gezielt wiederfinden und erkennen können, ist für die Forscherinnen und Forscher im weiteren Projektverlauf entscheidend: Denn sie wollen unter anderem herausfinden, ob Tiere, die bestimmte Pflanzen oder Insekten fressen, weniger Parasiten haben als andere. Dabei konzentrieren sie sich auf fruchtfressende Blattnasenfledermäuse, die aus der gleichen Familie stammen wie die Fledermäuse im Manatihaus.
Im nächsten Schritt geht es im Februar 2024 dafür für Dr. Ralph Simon, Julian Deyerler, einige Krankheitsökologen von der Universität Oklahoma und die ukrainischen Studentinnen und Studenten sowie Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Ukrainischen Fledermaus Rehabilitationszentrums (Ukranian Bat Rehabilitation Center) für vier Wochen nach Panama. Auf Barro Colorado Island, einer Insel im Gatúnsee, der Teil des Panama-Kanals ist, werden sie zunächst gemeinsam mit ihrer Kollegin Dr. Rachel Page vom Smithsonian Institut eine Bestandsaufnahme machen: In welchem Zustand befinden sich die dort lebenden fruchtfressenden Blattnasenfledermäuse?
Um das herauszufinden, werden sie einzelne Tiere fangen, Blut- und Fellproben nehmen und sie anschließend wieder frei lassen. Kotproben sollen Aufschluss darüber geben, was die Tiere gefressen haben. Barro Colorado Island eignet sich für diese Feldforschung besonders, weil der Regenwald dort sehr gut kartiert und erforscht ist. Auch hat das Smithsonian Institut für Tropenforschung dort eine Forschungsstation.
Nach dieser ersten Bestandsaufnahme wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den kommenden Jahren mehrmals den Immunstatus der Tiere bestimmen und unabhängig davon auch sehen, welche Früchte und Pflanzenteile die Fledermäuse wählen. Eines ihrer Ziele: herausfinden, ob dies Pflanzen sind, die sekundäre Pflanzenstoffe enthalten und die beispielsweise eine antibakterielle Wirkung haben. Sekundäre Pflanzenstoffe sind Bestandteile einer Pflanze, die sie nicht unbedingt zum Überleben braucht – wie zum Beispiel Koffein im Kaffeestrauch.
Aber die Neugierde der Wissenschaftler geht noch viel weiter. „Wir möchten erforschen, wie die Tiere die Informationen über bestimme Früchte weitergeben“, sagt Dr. Ralph Simon. „Ist das Wissen angeboren, kommunizieren sie darüber oder lernen sie es, indem sie erfahrene Artgenossen beobachten?“ Als Fledermausexperte und -fan sieht er das Projekt als Riesenchance. „Wir können hier nicht nur Erkenntnisse erlangen, die vielleicht für die Medizin relevant sind, sondern wir können auch viel mehr über Ökologie der Blattnasenfledermäuse herausfinden und somit deren oft noch völlig unbekannte Lebensweise besser verstehen lernen.“
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