Es war das einzige Südliche Spitzmaulnashorn in Europa und eines der
beliebtesten Charaktertiere im Zoo Frankfurt.
In den
vergangenen Monaten ging es Kalusho bedingt durch sein hohes Alter allerdings
zusehends schlechter. Am Mittwoch, 6. Dezember 2023, musste der Zoo die
Entscheidung treffen, den Nashornbullen einzuschläfern.
Mehr als 30 Jahre lang war Nashornbulle
Kalusho fester Bestandteil eines jeden Zoobesuchs. Der gutmütige und sensible
Riese wurde sehr stattliche 37 Jahre alt und war ein echtes Charaktertier des
Zoos. Aber das Alter machte sich in den vergangenen Monaten deutlich bemerkbar.
Der Nashornbulle nahm ab und wurde immer passiver, ihn plagten altersbedingte
Beschwerden und eine Arthrose schränkte ihn zusehends in seiner
Bewegungsfähigkeit ein.
Unter intensiver
angepasster Behandlung und Schmerzmitteln hatte Kalusho immer wieder gute
Phasen, aber auch die wurden zuletzt weniger und kürzer. „Über die letzten
Monate haben wir ihn immer engmaschiger beobachtet. Gestern wurde es akut so
schlecht, dass wir die Entscheidung, ihn einzuschläfern, schneller als gedacht
treffen mussten. Das ist manchmal besonders schwer, gerade wenn man es mit einem
so besonderen Individuum wie Kalusho zu tun hat. Viele von uns haben jahrelang
eng mit und um ihn gearbeitet – da ist so etwas für keinen leicht. Aber wenn es
soweit ist, sind alle im Team bereit, im Interesse des Tieres das Notwendige zu
tun, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind“, sagte Zoodirektorin
Christina Geiger.
1989 kam Kalusho im Rahmen
eines Rettungsprogramms der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) zusammen
mit Nashornkuh Tsororo aus Simbabwe nach Frankfurt. Damit wurde der Frankfurter
Zoo zum einzigen Halter von Südlichen Spitzmaulnashörnern (Diceros bicornis
minor) in Europa. Bei allen anderen in europäischen Zoos gehaltenen
Spitzmaulnashörnern handelt es sich um andere Unterarten, meist um
Ostafrikanische Spitzmaulnashörner.
Mit dem Tod
von Kalusho endet die Haltung Südlicher Spitzmaulnashörner in Europa. Auch im
Freiland ist die Art sehr selten. Angehörige der Unterart minor gehören zu den
am stärksten bedrohten Tierarten überhaupt. Laut Roter Liste der
Weltnaturschutzunion IUCN sind sie vom Aussterben bedroht (critically
endangered).
Südliche Spitzmaulnashörner leben
eher einzelgängerisch, zur Paarung kommen sie zusammen. Mit der 2016
verstorbenen Nashornkuh Tsororo hatte Kalusho drei Töchter, geboren 1994, 1997
und 2001. Alle drei wurden in Afrika wiederangesiedelt. Die älteste Tochter
Akura hatte im Marakele Nationalpark in Südafrika Nachwuchs, 2016 wurde sie
Großmutter. Kalusho und Tsororo haben demnach einen wertvollen Beitrag zur
Erhaltung ihrer Art in ihrem angestammten Lebensraum geleistet.
Wie es mit der Nashornhaltung in Frankfurt weitergeht, ist offen. Der
Masterplan für die Zooentwicklung, der im Frühjahr 2024 vorgelegt werden soll,
sieht einen vollkommen neugestalteten großzügigen Afrika-Bereich vor. Der Zoo
hofft, die Pläne möglichst schnell realisieren zu können. Dennoch wird es
dauern, bis in eine neue Anlage Spitzmaulnashörner einziehen können. Das
Nashornhaus aus den 1950er Jahren entspricht zwar von der Fläche her den
Anforderungen an die Haltung eines einzelnen Nashorns, ist aber mit einer
zeitgemäßen Zootierhaltung nur noch bedingt und höchstens vorübergehend
vereinbar.