Elefantendame „Chupa“ hat ein gesundes Bullenkalb zur Welt gebracht. 

Nach monatelangem Warten ging es auf einmal ganz schnell. Das lange erwartete Elefantenkalb ist da: Am Montag, 27. Mai 2024, um 11:13 Uhr, brachte „Chupa“ nach 638 Tagen Tragzeit inmitten der Erfurter Elefantenherde ein gesundes Bullenkalb zur Welt.



„Ich bin absolut glücklich, dass alles gut lief. Eine natürliche Geburt inmitten der Herde, das ist einfach toll“, sagt die amtierende Zoodirektorin Dr. Heike Maisch und verbindet ihre Worte mit einem großen Dank an alle Beteiligten, allen voran dem Pflegerteam.



Die Geburt eines Jungtiers im Herdenverband war für die Elefantenhaltung in Erfurt Neuland. Ayoka, Chupas erstes Kalb, wurde im August 2020 nach 666 Tagen Tragzeit in Hör- und Sichtweite der Elefantenkühe Safari und Csami in einem der rückwärtigen Ställe geboren. Dieses Mal war die Situation eine andere. Die Herdenmitglieder hatten bereits alle eine Geburt erlebt, außerdem sollte die bald vierjährige Ayoka bei der Geburt dabei sein.



„Für Ayoka war die Geburt in der Herde besonders wertvoll. Das Dabeisein und Beobachten ist ein Grundstein dafür, dass sie später selbst einmal ein Jungtier zur Welt bringen und erfolgreich großziehen kann“, erklärt Tierärztin und Kuratorin Tina Risch.



Die Geburtsvorbereitungen liefen die letzten Wochen auf Hochtouren. Chupa wurde engmaschig medizinisch untersucht, der letzte Ultraschall fand acht Tage vor der Geburt statt. Die große Laufhalle und die rückwärtigen Stallungen wurden mit weiterem Sand präpariert. Zusätzliche Kameras zur besseren Überwachung der Elefanten wurden installiert. Die täglichen Untersuchungen deuteten bereits vorigen Donnerstag auf eine bald anstehende Geburt hin, weshalb ein Elefantenpfleger die letzten Tage auch nachts vor Ort war, um einen Blick auf die Herde zu haben.



Am Montagmorgen kurz vor 10:00 Uhr gab es dann erste Anzeichen einer nahenden Geburt. Sofort wurden alle Elefantenpfleger und die Tierärzte informiert. Bereits um 11:13 Uhr gebar Chupa in einem der hinteren Boxen ohne Komplikationen ihr zweites Jungtier. Die Tageszeit ist für eine Elefantengeburt eher unüblich, die meisten Kälber werden in der Nacht geboren.



Der kleine Elefantenbulle war bereits unmittelbar nach der Geburt agil, hob den Kopf und versuchte binnen weniger Minuten aufzustehen. Mit lautem Getöse wurde das Jungtier vom Rest der Herde begrüßt. Schwester Ayoka war ausgesprochen ruhig und zurückhaltend aber auch sehr interessiert an dem, was da passierte. Csami schlüpfte sogleich in ihre Tatenrolle und Safari, mit 53 Jahren eine sehr betagte Elefantendame, zeigte sich ebenso interessiert wie bedacht.



„Es ist ein großes Geschenk, dass die Erfurter Herde, in der es bis auf Chupa und Ayoka keine verwandtschaftlichen Beziehungen gibt, so gut funktioniert“, zeigt sich Tierärztin Tina Risch erfreut über den positiven Verlauf der Geburt. Dass nicht verwandte Tiere so gut miteinander harmonieren, ist nicht selbstverständlich. Anderthalb Stunden nach der Geburt ging die gut 25 Kilogramm schwere Nachgeburt ab, welche im Verlauf des Tages durch die Tierärztin untersucht wurde.



DDer kleine Herdenzuwachs jedenfalls zeigte sich von Beginn an sehr agil. Um 14:22 Uhr hat er zum ersten Mal getrunken. Nachdem er das einmal verstanden hatte, folgten im Laufe des Tages weitere Mahlzeiten, unterbrochen von dem einen oder anderen Fehlversuch am Gesäuge der Tante, die das sichtbar gelassen nahm und nimmt.



Die erste Nacht in der nunmehr fünfköpfigen Herde verlief sehr ruhig, wobei nur das kleine Bullenkalb Schlaf fand. Die drei erwachsenen Kühe und Ayoka haben Wache gehalten und maximal etwas geruht. Das ist bei Elefanten nicht untypisch, sie zählen mit zwei Stunden Schlaf pro Tag eh zu den Kurzschläfern im Tierreich und können schon einmal mehrere Tage am Stück wach bleiben.



Afrikanische Savannenelefanten leben in Familienverbänden aus verwandten weiblichen Tieren und ihren Jungtieren. Erwachsenen Kühe bekommen in der Regel alle drei bis vier Jahre Nachwuchs, nach einer Tragzeit von 22 Monaten. Die Herden werden von einer erfahrenen Leitkuh angeführt. Männliche Tiere verlassen die Herde mit Erlangen der Geschlechtsreife, sie schließen sich dann in losen Bullengruppen zusammen. Die nächsten Jahre wird der kleine Elefantenbulle also in seiner Erfurter Herde bleiben. Doch ein Abschied ist Zukunftsmusik, zunächst einmal darf der kleine Dickhäuter die Zeit inmitten seiner Herd und geschützt zwischen den starken Vorderbeinen von Mutter und Tante im Leben ankommen und Stück für Stück die Elefantenanlage und in ein paar Wochen auch seinen Vater Kibo kennenlernen.



Die nächsten Schritte wird das Elefantenteam tagaktuell entscheiden. Je nach Witterung und Herdendynamik, kann und soll der Nachwuchs baldmöglichst die Außenanlage kennenlernen. Das Wasserbecken wurde bereits abgesperrt. Wann das Elefantenhaus wieder öffnet, kann zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden. Wir werden dazu tagesaktuell informieren.



Auf der 2014 eingeweihten Elefantenanlage, die mit ihrer 11.000 Quadratmeter großen Außenanlage zu den größten Anlagen für Afrikanische Elefanten in Deutschland zählt, leben drei erwachsene Kühe, das Jungtier Ayoka, Elefantenbulle Kibo – und, mit der geglückten Elefantengeburt vom 27. Mai 2024, ein kleiner Elefantenbulle.