Plötzlich ist er
da: der Herbst. Die Temperaturen liegen nachts nur noch im einstelligen Bereich,
die Tage sind feuchter und kürzer als noch vor wenigen Wochen und plötzlich
stehen wir im Dunkeln auf.
„Ich habe die Mäntel aus dem Schrank gekramt und die dicken Decken. Nicht mehr
lange, und die Heizung wird angestellt“, fasst Alexandra Japes zusammen. Die
Pressesprecherin des Zoo Neuwied weiß: „Unsere Tiere haben diese Möglichkeit
nicht. Aber bei den meisten hat die Natur dafür gesorgt, dass sie mit niedrigen
Temperaturen zurechtkommen. Und wo immer es nötig ist, greifen wir der Natur
unter die Arme.“
Bei den Roten Pandas ist das
nicht nötig: „Diese auch Katzenbär genannten Tiere stammen aus der
Himalayaregion. Ihr dichtes Fell schützt sie perfekt vor Kälte – selbst ihre
Fußsohlen sind mit einem dichten, filzartigen Fell bewachsen“, berichtet die
Biologin. „Bei den Katzenbären müssen wir eher darauf achten, dass sie im Sommer
ausreichend Abkühlung bekommen.“
Tiere aus
sommerwarmen, aber winterkalten Gebieten wie die asiatischen Przewalskipferde
oder auch viele in Deutschland heimische Tiere hingegen durchlaufen, wenn die
Tage kürzer werden, einen Fellwechsel. Ihr Fell ist im Sommer kurz und licht und
wird im Winter dichter und länger. „Wieder andere Tiere machen es wie die
Dachse, und verschlafen den Winter einfach. In ihren Bauen sind sie vor der
schlimmsten Kälte geschützt, und ihr reduzierter Stoffwechsel hilft ihnen,
Energie zu sparen“, verrät Japes.
Den Tieren,
die auch im Winter bei Kälte draußen unterwegs sind, hilft das
Tierpflegepersonal durch angepasste Futterrationen dabei, den erhöhten
Energiebedarf zu decken. „Unser Sibirischer Tiger Ivo bekommt im Sommer rund 7
kg Fleisch pro Mahlzeit, im Winter können das auch mal 12 kg sein.“
Die Tiere, deren Artgenossen in tropischen Regionen zuhause sind,
verfügen nicht über natürliche Anpassungen an den Wechsel der Jahreszeiten. „Das
stellt für uns aber überhaupt kein Problem dar“, versichert die
Pressesprecherin. „Die Tiere haben ohnehin das ganze Jahr über die freie Wahl,
wo sie sich am liebsten aufhalten möchten, das ist allein schon aus Gründen des
Tierwohls ganz wichtig. Im Herbst und Winter wählen temperatursensible Arten wie
Klammeraffen und Tayras verstärkt ihre beheizten Innengehege, wo es auch für die
Besucher dann viel gemütlicher ist, sie zu beobachten.
Der einzige Nachteil ist, dass durch die offenen Schieber ständig Wärme
verloren geht – einer der Gründe, warum die Energiekosten im Zoo höher sind als
die Futterkosten“, seufzt Alexandra Japes, und ergänzt: „Aber zu Stubenhockern
werden die Tiere trotzdem nicht. Selbst wärmeliebende Tiere wie die Erdmännchen
lassen es sich nicht nehmen, sogar bei Schnee uns Eis Ausflüge ins Freie zu
unternehmen. Dann trampeln sie kleine Pfade in den Schnee und kuscheln sich
unter der Wärmelampe, die wir ihnen in einem künstlichen Termitenhügel
installiert haben, zusammen und beobachten die Besucher – das ist ein ganz
besonderer Anblick.“