Das Gürtelvari-Jungtier im Gehege des Zoos Heidelberg ist bei
Kletterübungen zu sehen.
Im Gehege der Gürtelvaris haben
Zoo-Besucher den jüngsten Nachwuchs schon entdeckt. Das gerade mal einen Monat
alte Jungtier ist bereits geschickt auf Seilen und Ästen unterwegs. Die
Vari-Gruppe im Zoo Heidelberg zählt somit aktuell sieben Mitglieder: Das
Elternpaar und ihre fünf Jungtiere verschiedenen Alters.
Während der Nachwuchs von den letzten Jahren eher die Sonnentage – durchaus auch
mal entspannt in der Hängematte – genießt, ist das rund vier Wochen alte
quirlige Jungtier eifrig dabei, alle Bereiche des Geheges zu erkunden.
Nach den ersten Wochen, die das Jungtier in einer geschützten
Wurfhöhle verbracht hat, ist es inzwischen flink unterwegs und springt wagemutig
von Ast zu Ast. Behände erklettert es Seile und hüpft gezielt auf den Rücken der
Geschwister und Eltern. Im Gegensatz zu anderen Lemurenarten tragen Varimütter
das Jungtier eher selten direkt bei sich.
Die
geschickten Kletterer mit dem langen Schwanz, der ähnlich einer Balancierstange
dabei hilft, das Gleichgewicht zu halten, sind daher bald nach der Geburt darauf
angewiesen, ihre Kletterkünste zu optimieren. So kann das Kleine gemeinsam mit
den Geschwistern die Anlage entdecken und seine Kletterkünste unter Beweis
stellen.
Gürtelvaris zählen zu den Lemuren.
Diese Primaten leben fast ausschließlich auf der Insel Madagaskar vor der Küste
Afrikas. Wie andere Lemuren stehen auch Gürtelvaris als „Vom Aussterben bedrohte
Tierart“ auf der Roten Liste der IUCN. Grund dafür ist die Jagd auf die Varis
und ihr immer stärker eingeschränkter Lebensraum in den Regenwaldgebieten auf
der Insel.
Mit dem Artenschutzprojekt AEECL
(Accociation Européenne pour l’Etude et la Conservation des Lèmuriens) engagiert
sich der Zoo Heidelberg seit einigen Jahren direkt vor Ort für den Erhalt des
Lebensraums der Lemuren. AEECL setzt sich durch die Einrichtung von
Schutzgebieten und im Rahmen aktiver Bildungsarbeit dafür ein, den Lebensraum
mit der einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt Madagaskars zu bewahren.
„Wir sind sehr glücklich, dass es bei unseren Gürtelvaris immer wieder
gesunden Nachwuchs gibt“, erklärte Sandra Reichler, die Kuratorin im Zoo
Heidelberg. Und sie fügte hinzu: „Das klappt seit 2019 sehr gut bei uns im Zoo.“
Lemuren, die unsichtbaren Waldgeister: Die
lauten Rufe der Lemuren dienen der Orientierung und sind sehr weit hörbar. Wer
die klagend klingenden Rufe der Gürtelvaris hört, kann sich gut vorstellen, wie
unheimlich diese Laute im dichten Regenwald klingen mögen, wenn man die Tiere
nicht sieht. Da bleibt der Gedanke an Waldgeister nicht fern.