Zwei Jahre nach ihrem Umzug aus einem polnischen Zoo gibt es wieder Nachwuchs beim Bärenkuskus im Tierpark Berlin. Die Geburt des Jungtiers der nur auf der indonesischen Insel Sulawesi beheimateten Tierart ist eine kleine Sensation: Der Nachwuchs ist erst das zweite Jungtier dieser Art, das deutschlandweit überhaupt geboren wurde. Der kleine Bärenkuskus entwickelt sich prächtig und ist mit etwas Glück auch für die Besucher im Regenwaldhaus zu sehen.
Noch schüchtern und zurückhaltend lugen ein Augenpaar aus dem mütterlichen Beutel hervor. Bärenkuskus-Weibchen Duza (9 Jahre) ist im ständigen Körperkontakt mit ihrem schätzungsweise etwa 5 Monate altem Jungtier.
Bärenkuskuse sind in Zoologischen Gärten eine Seltenheit, im Tierpark erhofft man sich nun mehr über die Jungenaufzucht der seltenen Tiere zu erfahren. „Über den Bärenkuskus ist tatsächlich noch gar nicht so viel bekannt. Wir beobachten daher ganz genau wie sich die Tiere verhalten und dokumentieren, wie sich das Jungtier entwickelt und die Mutter sich um den Nachwuchs kümmert. Und wir drücken natürlich die Daumen, dass der Nachwuchs die ersten kritischen Wochen gut übersteht“ erklärt Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem.
Und er fügte hinzu: „Wir halten aber Abstand und überlassen die Versorgung des Nachwuchses gänzlich der Mutter. Wir können daher aktuell auch nicht sagen, welches Geschlecht das Jungtier hat und wie schwer oder groß es genau ist“, ergänzt er. Wie bei allen Beuteltieren kommt der Nachwuchs unterentwickelt zur Welt und wächst erst im mütterlichen Beutel zu einem vollentwickelten Bärenkuskus heran. Erst dann verlässt er den Beutel und erkundet seine Umgebung. Bei Störungen oder Gefahr zieht das Jungtier sich aber zunächst wieder in den mütterlichen Beutel zurück.
Dieser neueste Zuwachs ist ein Zeichen der Hoffnung und ein Meilenstein in der Mission des Tierparks, bedrohte Arten zu schützen und erhalten. Tierärztin Anja Hantschmann ist seit 2023 innerhalb des Europäischen Erhaltungszuchtprogramm Koordinatorin für diese Tierart und freut sich über die Geburt des Nachwuchses daher ganz besonders:
„Der Bärenkuskus ist in Indonesien ausschließlich auf der Insel Sulawesi und den vorgelagerten Inseln beheimatet. Dort ist er durch die Zerstörung der Wälder, aber auch durch illegale Jagd nach den Tieren bedroht. Auch wenn ihn das indonesische Recht schützt, sinkt die Anzahl dieser Tiere im natürlichen Lebensraum. Die Geburt dieses Jungtiers ist daher ein bedeutender Schritt, um das Fortbestehen dieser seltenen Art zu sichern.“
Mutter und Kind bleiben etwa 8 Monate zusammen, erst dann bewegt sich das Jungtier selbstständig. Bereits im Vorjahr haben Männchen Garett und Weibchen Duza im Tierpark Berlin Nachwuchs aufgezogen. Das damals auf den Namen Dolly getaufte Tier lebt mittlerweile von den Eltern entwöhnt ebenfalls im Tierpark Berlin.
Der Bärenkuskus ernährt sich überwiegend von jungen Blättern und ist für seine gemütliche Fortbewegung bekannt, die auf die energiearme Ernährung zurückgeht – ähnlich wie andere blätterfressende Tiere wie Faultiere oder Koalas. Einen Großteil des Tages verbringt der seltene Beutelsäuger ruhend oder schlafend, in der restlichen Zeit betreibt er Fellpflege oder geht auf Nahrungssuche. Im Gegensatz zu anderen Kletterbeutlern ist der Bärenkuskus kein Einzelgänger, sondern lebt häufig in Paaren oder Gruppen von mehreren Tieren zusammen.
Der Bärenkuskus kommt nur auf der indonesischen Insel Sulawesi und auf den vorgelagerten Inseln vor und ist dort endemisch. Als endemisch bezeichnet man Tier- und Pflanzenarten, die ausschließlich in einem bestimmten geografischen Gebiet vorkommen und nirgendwo anders auf der Welt zu finden sind. Solche Arten sind oft an die spezifischen Umweltbedingungen ihres Lebensraums angepasst. Das macht sie besonders anfällig für Veränderungen in ihrer Umwelt.
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