Doppelt hält besser: Das dachte sich wohl auch der weibliche Bambuslemur „Izy“ im Madagaskarhaus des Kölner Zoos. Mitte Juni brachte sie hier zweifachen Nachwuchs zur Welt. Zwillingsgeburten sind bei den Bambuslemuren, einer madagassischen Primatenart, ausgesprochen selten. Seit es das Zuchtbuch für diese Art gibt, wurden erst einmal zuvor Zwillinge geboren.
Weltweit gibt es in Zoos nur 37 dieser Tiere. In Deutschland ist der Kölner Zoo der Einzige, der diese hochbedrohten Primaten hält und erfolgreich züchtet. Der „Doppelpack“ freut die Zooverantwortlichen daher umso mehr. Bereits in wenigen Wochen werden sich die Kleinen vom Bauch der Mutter lösen und anfangen, selbstständig auf Bäume und Äste im Madagaskarhaus zu klettern.
Mit den großen Kulleraugen und dem flauschigen Fell hat das muntere Duo eindeutig das Potenzial, einer der Sommerferienstars im Kölner Zoo zu werden. Derzeit herrscht hier ein wahrer Baby-Boom. Nachwuchs gibt es momentan u.a. auch bei Löwen, Tigern, Antilopen, Gürteltieren, Okapis oder Erdmännchen.
Das Geschlecht der beiden Jungtiere ist noch nicht bestimmt, um die Mutter-Kind-Bindung nicht zu stören. Daher haben die beiden auch noch keine Namen. Die Geburt war am 12. Juni 2024. Die zwöfjährige Mutter „Izy“, ist gebürtige Kölnerin. Sie trägt den Nachwuchs aktuell noch rund um die Uhr am Bauch. Der 20-jährige Vater „Woody“, kam vor einigen Jahren aus dem Zoo in Besançon, Frankreich, an den Rhein. Gemeinsam haben sie bereits mehrfach Nachwuchs aufgezogen. Die letzte Geburt fand vor drei Jahren statt – der männliche „Dakari“ lebt mit auf der Anlage.
Bambuslemuren erreichen eine Kopfrumpflänge von 40 bis 42 Zentimetern. Ihr Schwanz ist mit 45 bis 48 Zentimetern etwas länger als der Rumpf. Das Gewicht beträgt 2 bis 2,5 Kilogramm. Die Hinterbeine sind als Anpassung an die springende Fortbewegung leicht verlängert. Das Fell ist relativ unauffällig in Braun- oder Grautönen gefärbt. Der Kopf ist rundlich, die Ohren sind klein und abgerundet. Die Tiere sind extreme Futterspezialisten und fressen nahezu ausschließlich Bambus, worauf auch ihr Name zurückzuführen ist. Für den Kölner Zoo ist es sehr aufwendig, die benötigten großen Mengen Bambus zu besorgen. Zoo-Mitarbeiter rücken regelmäßig zu den Zoo unterstützenden Privatleuten aus, um dort frischen Bambus zu schneiden.
Bambuslemuren leben ausschließlich in zwei kleinen Regenwaldgebieten im Norden und Osten Madagaskars. Sie sind dämmerungsaktiv, leben zumeist in Bäumen, können aber auch auf den Boden kommen. Bambuslemuren leben in Gruppen von drei bis fünf Tieren. Zu den Familienverbänden zählen ein Männchen, ein bis zwei Weibchen und die dazugehörigen Jungtiere. Nach 150-tägiger Tragzeit bringen wildlebende Weibchen zwischen Oktober und November meist ein Jungtier zur Welt. In Zoos kommt es v.a. im Frühsommer zu Geburten. Das Jungtier wird mit rund acht Monaten (wenn das Nahrungsangebot am größten ist) entwöhnt. Bambuslemuren sind mit zwei Jahren geschlechtsreif.
Durch die Zerstörung ihrer Lebensräume sind die Großen Bambuslemuren in der Wildnis auf nur noch wenige 100 Tiere zusammengeschrumpft. Dementsprechend wichtig ist es, die Tiere in Zoos zu vermehren, um die Art auf der Erde erhalten zu können. Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft den Großen Bambuslemuren als „vom Aussterben bedroht“ (Critically Endangered) ein. In Deutschland ist der Kölner Zoo der einzige Zoo, der diese Art hält und erfolgreich züchtet.
Maßnahmen, um den „Artenschatz Madagaskar“ zu bewahren
Der Kölner Zoo engagiert sich massiv für den Erhalt der einzigarten Tier- und Pflanzenwelt Madagaskars. Die Insel hat sich vor etwa 170 Millionen Jahren von Afrika abgespalten. Durch die isolierte Entwicklung ist eine einmalige Flora und Fauna entstanden – ein wahrer Artenschatz. Viele Tiere und Pflanzen kommen nur hier vor. Etliche Arten haben sich so stark spezialisiert, dass sie nur in begrenzten Zonen leben. Umso dramatischer wirkt sich die Zerstörung der Lebensräume durch z.B. Abholzung aus. Vielfach sterben Arten aus, bevor sie überhaupt entdeckt werden. Der Kölner Zoo ist führend verantwortlich für die Gründung der „Madagaskar Fauna & Flora Group“, einem Zusammenschluss internationaler Experten, die ganz konkret Artenschutzprojekte in Madagaskar vorantreiben. Zudem hat der Zoo bewusst jüngst viele seiner neuen Nachzuchtprojekte auf hochbedrohte madagassische Arten konzentriert.
Der Kölner Zoo unterstützt außerdem ganz konkret ein Schutzprojekt für die Großen Bambuslemuren. Er fördert den madagassischen Projektpartner „Helpsimus“ finanziell. Bei dem Projekt werden Schutzmaßnahnahmen für den Lebensraum der Tiere umgesetzt sowie Entwicklungs- und Bildungsprojekte in den benachbarten Dörfern durchgeführt. Zudem wird die Wild-Population wissenschaftlich überwacht.
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