Seltene Neuzugänge im Nachttierhaus des Zoo Berlin eingezogen.

(ir) Ein bisschen Mut gehört schon dazu, wenn man im Reich der Jäger die Stufen in die Dunkelheit hinabsteigt. Es dauert einen Moment, bis sich die Augen jenseits des gleißenden Sonnenlichts in der Finsternis orientieren können. Doch dann offenbart sich dort eine faszinierende neue Welt:



Dort Hier leben die Phantome der Nacht, Tiere, die erst dann so richtig wach werden, wenn die meisten Menschen schlafen gehen. Seit Kurzem bereichern fünf aufgeweckte Quolls das Nachttierhaus. In direkter Nachbarschaft mit den Fenneks tollen die fünf getupften Beuteltiere munter in ihrem neuen Zuhause umher.



„Das ist eine richtig quirlige Gruppe, die man eigentlich immer in Aktion erlebt“, freut sich Tierpfleger Mario Grüßer, der seit über 40 Jahren unter anderem für die Pflege der nachtaktiven Tiere im Zoo Berlin zuständig ist. „Die fünf haben sich gut bei uns eingelebt und auch schon Vertrauen gefasst.“ Quolls – auch Beutelmarder genannt – sind nachtaktive Raubtiere, die in Australien und Papua-Neuguinea vorkommen. Sie ernähren sich von Insekten, kleineren Säugetiere, Vögeln, Reptilien, Gras und Früchten.



Es gibt noch sechs verschiedene Arten von Quolls. Die nun aus Leipzig nach Berlin gezogenen Tüpfelbeutelmarder – oder Östliche Beutelmarder - sind ausschließlich auf der Insel Tasmanien zuhause. Auf dem australischen Festland gelten sie seit den 1960er Jahren als ausgestorben. Auf der roten Liste der IUCN werden sie als stark gefährdet aufgeführt. Grund dafür sind vor allem die ursprünglich von den Europäern eingeschleppten nicht-einheimischen Arten wie Hauskatze oder Rotfuchs, die vor allem die Jungtiere der Tüpfelbeutelmarder erbeuten.



Bis auf die vorgelagerten Inseln haben es diese invasiven Arten erst spät oder nie geschafft, deshalb gelten diese für viele bedrohte Arten als letzte Rückzugsorte. Doch seit dem Jahr 2000 hat der Rotfuchs auch Tasmanien erreicht und stellt dort eine große Gefahr für das Überleben der Quolls und anderer heimischer Tierarten dar. Um sie vor dem Aussterben zu retten, ergreift die Australische Regierung gemeinsam mit Umweltschutzverbänden, Universitäten und der lokalen Bevölkerung umfangreiche Schutzmaßnahmen.



So gibt es bereits Versuche, den Tüpfelbeutelmarder wieder auf dem australischen Festland anzusiedeln. Dazu finanzieren unter anderem Zoologische Gärten Schutzgebiete, die mit speziellen Zäunen raubtiersicher eingezäunt sind.



Tüpfelbeutelmarder kommen in zwei Farbvarianten vor: Das Fell ist entweder hellbraun mit schwarzen Flecken oder seltener, schwarzbraun mit weißen Flecken. Im Zoo Berlin leben drei helle und zwei dunkle Tiere. „Die Quolls sind eine tolle Bereicherung in unserem Nachttierhaus und in Europa ist diese bedrohte Art selten zu sehen“, berichtet Kurator Dr. Florian Sicks und fügt hinzu: „Durch die Begegnung mit diesen faszinierenden Tieren möchten wir für die fantastische Artenvielfalt auf unserem Planeten werben – diese sympathischen Beuteltiere ermöglichen es uns, unsere Gäste für den Schutz gefährdeter Arten auf der ganzen Welt zu sensibilisieren.“



Neben den Quolls gibt es noch einen weiteren Neuzugang bei den Tieren der Nacht: In direkter Nachbarschaft ist ein – noch etwas schüchterner – Neuguinea Kurzschnabeligel aus dem Tierpark Berlin eingezogen. Weitere Informationen zu diesen kuriosen eierlegenden Säugetieren, finden sich hier: Die Sensation aus dem Ei-Zoo Berlin Auch im Tierpark gibt es Beuteltier-News: Goodfellow-Baumkänguru Nunsi hat Gesellschaft bekommen. Seit diesem Sommer lebt ein junges Männchen mit ihr im Regenwaldhaus und wird in Kürze für die Tierpark-Gäste zu sehen sein.



Die Tiere im Nachttierhaus:
• Brillenblattnase
• Spitzmaus-Langzungenfledermaus
• Ansell-Graumull
• Springhase
• Senegal-Galago
• Erdferkel
• Goodman Mausmaki (gefährdet)
• Kleiner Igeltanrek
• Wickelbär
• Bengalischer Plumplori (stark gefährdet)
• Bolivien Nachtaffe
• Südliches Kugelgürteltier (potenziell gefährdet)
• Fennek
• Afrikanische Zwergmaus
• Blaue Degu-Maus
• Blasse Wüstenspringmaus
• Madagaskar-Springratte (stark gefährdet)
• Kurzkopfgleitbeutler
• Neuguinea-Kurzschnabeligel
• Tüpfelbeutelmarder (stark gefährdet)



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