Herbstliche Kükenparade in der Wilhelma Stuttgart.
(tm)
Während unsere einheimischen Vögel vom Frühjahr bis zum Hochsommer brüten, gibt
es in der Wilhelma zahlreiche gefiederte Bewohner, die später und teilweise
unabhängig von der Jahreszeit Eltern werden.
So gibt es derzeit bei der Freiflugvoliere Nachwuchs bei den Rosalöfflern und
den Hühnergänsen, im Amazonienhaus sind zwei junge Chacochachalacas geschlüpft.
Diese aus Südamerika stammenden Regenwaldbewohner können sich frei im
Blätterdach des Amazonienhauses bewegen und nisten auch dort.
„Als Nestflüchter verlassen die Küken schon kurze Zeit nach dem
Schlupf das Nest und können sowohl am Boden als auch im Geäst beobachtet
werden“, sagt Andreas Frei, der neue Vogelkurator der Wilhelma, der Anfang
Oktober 2023 vom Weltvogelpark Walsrode nach Stuttgart gekommen ist. „Manchmal
verstecken sie sich aber auch unter den Flügeln der Elterntiere, um sich dort
aufzuwärmen.“
Die Chacochachalaca brüten in ihrer
südamerikanischen Heimat zwischen August und Oktober – haben diesen Zeitplan
jedoch in unseren Gefilden nicht beibehalten und brüten hier in der Regel von
März bis September. Die Hühnergänse dagegen, die im Süden Australiens und in
Tasmanien heimisch sind, legen ihre Eier in der Regel in unseren Wintermonaten.
Auch in ihrer Heimat fällt ihre Brutzeit in den
Herbst und Winter – allerdings in den australischen, wenn es auf der
Südhalbkugel anfängt zu herbsteln, die Tage kürzer werden, Regenfälle aufziehen
und das Gras, ihr wichtigstes Futter, zu sprießen beginnt. Die vier jungen
Hühnergänschen, die eifrig im Gehege hinter ihren Eltern her watscheln, sind
Anfang Oktober in der Wilhelma geschlüpft.
Anders
als andere Gänsearten haben die grau gefärbten Australier mit Wasser wenig am
Hut: Sie halten sich lieber an Land auf, aufs Wasser flüchten sie nur bei
Gefahr. Sie sind ein Großteil des Tages mit Fressen beschäftigt. In ihrer Heimat
wurden sie deshalb bis in die 1960er-Jahre hinein stark bejagt und fast
ausgerottet – die gefräßigen Gänse wurden als ernstzunehmende Futterkonkurrenz
für das Weidevieh angesehen. Seitdem ein Jagdverbot ausgesprochen wurde, haben
sich die Bestände wieder erholt, sodass die Art nun als nicht mehr bedroht gilt.
Auch die stattlichen Rosalöffler standen einst kurz
vor der Ausrottung, ihrer schönen Federn willen, die in den 1920er-Jahren so
manche Modekreation schmückten. Heute gilt die Art, die an den südlichen Küsten
der USA, in Mittel- und Südamerika vorkommt, als nicht mehr gefährdet. Im
Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart leben zwei Paare der prächtigen
Stelzvögel, drei Jungtiere sind Mitte September geschlüpft: „Das ist schon
außergewöhnlich, dass aus einem Gelege drei Küken erfolgreich aufgezogen
werden“, freut sich Andreas Frei.
Das Foto
zeigt die Rosalöffler, die für die Wilhelma ein besonderer Nachwuchs sind, da
gleich drei Küken großgezogen werden.