In der Wilhelma Stuttgart herrscht große Verzückung: Bei den
Schabrackentapiren ist am 4. Oktober 2024 wieder ein Jungtier zur Welt gekommen.
Das Tapirhaus bleibt nach der Geburt einige Tage geschlossen,
damit die frischgebackene Mutter und ihr Kind ihre Bindung in Abgeschiedenheit
festigen können.
Ab Montag, 7. Oktober 2024, können die Besucherinnen und Besucher des
Zoologisch-Botanischen Gartens beobachten, wie das Muttertier und ihr
Neugeborenes, dessen Geschlecht noch unbekannt ist, gemeinsam ihre Innenanlage
erkunden. Der erste Ausflug an die frische Luft wird noch etwas warten müssen,
bis das Kälbchen vital genug ist.
Die Eltern des
Tapirkalbs, das mit seinem gestreiften Tarnmuster an einen
Wildschwein-Frischling erinnert, sind die die sechs Jahre alte, aus dem Zoo
Edinburgh stammende Maya und der vor acht Jahren in Rotterdam geborene Penang.
Vor zwei Jahren hegte das Team der Wilhelma große Hoffnungen, als dort im August
2023 erstmals seit 1979 ein weibliches Tapirkalb geboren wurde. Nach dem
anfänglichen Jubel folgte knapp ein Jahr später die Ernüchterung: Das Jungtier
namens Mashuri verstarb Ende Juli 2023 an einer Lungenentzündung, die sich in
Folge einer eitrigen Verletzung am Fuß entwickelt hatte.
Ein herber Rückschlag: Schließlich gilt der Bestand des
Schabrackentapirs in seiner südostasiatischen Heimat als gefährdet: Laut
Schätzungen der Weltnaturschutzunion IUCN gibt es in Malaysia, Myanmar, Thailand
und auf der indonesischen Insel Sumatra nur noch 2.500 erwachsene Tieren – bei
abnehmender Tendenz. Die Zerstörung ehemals flächendeckender Waldgebiete in
Südostasien hat dazu geführt, dass der Bestand des Schabrackentapirs in viele,
oft nicht mehr miteinander verbunden Teilpopulationen zersplittert ist. Durch
illegale Bejagung wurde die Art weiter dezimiert.
Und auch die Reservepopulation in menschlicher Obhut ist nicht groß:
Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin, der außerdem als Kurator für asiatische
Großtiere fungiert und damit eine besondere Verbindung zu den Schabrackentapiren
hat, erklärt: „Das Ex-Situ Zuchtprogramm des europäischen Zooverbandes EAZA für
den Schabrackentapir umfasst lediglich rund 50 Individuen – da zählt jedes
einzelne Tier. Wir sind zuversichtlich, dass sich das Neugeborene gut
entwickelt. Mit Einsetzen der Geschlechtsreife in zwei bis drei Jahren wird es
dann hoffentlich selbst zum Arterhalt beitragen.“
Die Familie der Tapire existiert bereits seit ungefähr 50 Millionen Jahren
auf der Erde. Selbst in Europa kamen Tapire vor, verschwanden dort aber vor rund
2,7 Millionen Jahren aufgrund von Klimaveränderungen. Heute gibt es fünf Arten –
vier davon in Südamerika und eine, nämlich der Schabrackentapir, in Südostasien.
Benannt ist die Art nach ihrem Fellmuster: Die weiß gefärbte mittlere
Körperpartie wirkt, als hätte man dem schwarzen Tier eine weiße „Schabracke“
übergeworfen – ein im Reitsport geläufiger Begriff für eine bestimmte Art von
Satteldecke.
Das Foto zeigt
Schabrackentapir-Muttertier ‚Maya‘ mit ihrem am 4. Oktober 2024 neugeborenen
Kalb. Sein Geschlecht ist noch unbekannt.